Schwindel-Anfälle: Wann treten sie auf?
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Das Auftreten von Schwindel lässt sich provozieren, zum Beispiel durch Achterbahnfahrten oder 3D-Simulationen. Darüber hinaus kann Schwindel anfallsweise auftreten, ohne dass ein klarer Auslöser erkennbar ist. Wiederkehrende Schwindel-Anfälle sollten ärztlich abgeklärt werden, um bedrohliche Ursachen auszuschließen, die Sturzgefahr zu reduzieren und die allgemeine Lebensqualität zu verbessern. Erfahren Sie hier mehr über mögliche Auslöser von Schwindel-Anfällen!
Schwindel-Anfälle durch Störungen innerhalb des Gehirns
In der Hirnrinde und im Hirnstamm findet die Verarbeitung von Informationen des Gleichgewichtssinnes, des Sehsinnes und des Lagesinnes statt. Wenn diese Informationen nicht zusammenpassen, kann Schwindel auftreten.
Ein verringerter Blutfluss innerhalb der Hirnareale, die diese Informationen verrechnen, stört den Verarbeitungsprozess. Anfallsweise wird der Blutfluss beispielsweise beim Subclavian-Steal-Syndrom (Vertebralis-Anzapf-Syndrom) reduziert. Die Ursache liegt in einer Verengung der Arteria subclavia, einer Arterie unterhalb des Schlüsselbeins, die für die Blutversorgung des Arms zuständig ist. Durch die Verengung bilden sich Umgehungsarterien, die Blut aus der Arteria vertebralis (Wirbelsäulenarterie, die Teile des Gehirns versorgt) stehlen. Insbesondere bei Arbeiten mit dem betroffenen Arm erhält das Gehirn weniger Blut, woraus Schwindel-Anfälle, Sehstörungen oder Missempfindungen entstehen können. Durch die Aufdehnung der Verengung, zum Beispiel mit einem Stent, lässt sich das Subclavian-Steal-Syndrom behandeln.
Bei der vestibulären Migräne treten zusätzlich zu den Kopfschmerzen unwillkürliches, rhythmisches Augenzittern (Nystagmus) und Schwindel-Anfälle auf. Der Schwindel-Anfall kann zwischen fünf Minuten und 72 Stunden anhalten. Therapeutisch steht die Behandlung der Migräne im Vordergrund. Zusätzlich können Antivertiginosa wie Dimenhydrinat gegen den Schwindel helfen.
Schließlich können auch Medikamente, Alkohol und andere Drogen in die Verarbeitungsprozesse im Gehirn eingreifen und Schwindel-Anfälle auslösen.
Schwindel-Anfälle durch Störungen des Gleichgewichtsorgans
Das Gleichgewichtsorgan (Vestibularorgan) gehört zum Innenohr, das sich im Felsenbein befindet. Es setzt sich aus drei Bogengängen, die jeweils rechtwinklig zueinander ausgerichtet sind, und zwei Makulaorganen (vorderes und hinteres Vorhofsäckchen) zusammen. Während die Bogengänge für die Wahrnehmung von Drehbeschleunigungen zuständig sind, dienen die Makulaorgane der Ermittlung der Lage des Kopfes und von linearen Beschleunigungen (zum Beispiel das Losfahren im Auto).
Beim benignen paroxysmalen Lagerungsschwindel haben sich kleine Steinchen, sogenannte Otholithen, von der Membran der Makulaorgane gelöst. Statt der Wahrnehmung von Lage und Linearbeschleunigung dienlich zu sein, stören diese kleinen Steinchen nun die Funktion.
Am häufigsten stören die Fragmente die Funktion des hinteren Bogengangs. Schnelles Hinlegen, nächtliches Drehen im Schlaf oder schnelle Kopfdrehungen lösen Schwindel-Anfälle aus, die meistens kürzer als eine Minute anhalten. Durch gezielte Lagerungsmanöver lassen sich die Otholithenfragmente aus den Bogengängen befördern. Allerdings neigen die Steinchen dazu, erneut in einem Bogengang zum Liegen zu kommen.
Auch der Morbus Menière führt zu Schwindel-Anfällen. Bei dieser Erkrankung handelt es sich um eine Störung des Innenohrs, bei der sich zu viel Flüssigkeit im Gleichgewichtsorgan befindet. Anfallsweise treten über Minuten bis Stunden Drehschwindel, Hörverlust der tiefen Töne und Tinnitus (Ohrgeräusche) auf. Die Behandlung kann mit Medikamenten gegen den Schwindel erfolgen. Bei starken und/oder häufigen Anfällen kann das Gleichgewichtsorgan der betroffenen Seite ausgeschaltet werden. Hierfür ist eine Operation und die Gabe von Medikamenten ins Mittelohr erforderlich.
Schwindel-Anfälle anderer Ursachen
Schwindel-Anfälle können auch unabhängig von Gehirn und Gleichgewichtsorgan auftreten. Beispiele hierfür sind Fehlregulationen von Blutdruck und Puls bei der orthostatischen Dysregulation, Herzrhythmusstörungen und der psychisch ausgelöste phobische Schwankschwindel.
Bei der orthostatischen Dysregulationen wird Schwindel durch schnelles Aufstehen ausgelöst. Häufig wird Betroffenen auch “schwarz vor Augen”. Begleitend kann es zu einer kurzen Ohnmacht kommen. Ursächlich können fehlgesteuerte Nerven, Flüssigkeitsmangel oder Blutverlust sowie Medikamente (vor allem Blutdrucksenker, Wassertabletten und Antidepressiva) sein. Ganz ähnliche Symptome können bei Herzrhythmusstörungen wie unregelmäßigem Herzrasen (Tachyarrhythmia absoluta) oder einem AV-Block III° auftreten. Bei einem AV-Block III° schlagen die Vorhöfe und Kammern des Herzens unabhängig voneinander.
Schließlich kann Schwindel auch von der Psyche ausgelöst werden. Der phobische Schwankschwindel ist eine häufige Schwindelform des höheren Lebensalters. Anfallsweise kommt es in angstbesetzten Situationen zum Auftreten von Schwindel. Nachdem die Angstsituation überstanden ist, besteht üblicherweise auch kein Schwindel mehr.
Auslöser für Schwindel-Anfälle:
– vestibuläre Migräne
– Subclavian-Steal-Syndrom
– Alkohol– oder Drogenvergiftung
– Medikamente
– Benigner paroxysmaler Lagerungsschwindel
– Morbus Menière
– orthostatische Dysregulation
– Herzrhythmusstörungen
– phobischer Schwankschwindel (psychogener Schwindel)
Die Ursachen für Schwindel-Anfälle sind vielgestaltig und können nicht nur im Gleichgewichtsorgan oder im Gehirn liegen. Zusätzlich spielen die Kreislauffunktion, der Herzrhythmus und die Psyche eine wichtige Rolle. Daher sind Schwindel-Anfälle ein Symptom, mit dem nicht nur HNO-Ärzte und Neurologen, sondern vor allem auch Allgemeinmediziner und Internisten regelmäßig konfrontiert werden.
Quellen:
MIAMED Amboss Klinik Arzt-Modus (kostenpflichtiger Arzt-Zugang). Stichworte: Schwindel, Subclavian-Steal-Syndrom, vestibuläre Migräne, benigner paroxysmaler Lagerungsschwindel, Morbus Menière, orthostatische Dysregulation; zuletzt aufgerufen am 19.02.2019