Aktuell sind alle Ärzte ausgelastet

Welche Symptome treten bei Alkoholentzug auf?

Die Abhängigkeit von Alkohol gehört in der Deutschen Bevölkerung zu einer der häufigsten Diagnosen, unter Männern handelt es sich sogar um die häufigste. Etwa fünf Prozent der Männer in Deutschland sind alkoholabhängig, bei den Frauen beläuft sich der Anteil auf etwa ein Prozent. Welche Symptome im Entzug auftreten können, erfahren Sie hier!

Alkoholabhängigkeit – ein oftmals unterschätztes Problem

5,9 Prozent aller Todesfälle weltweit stehen in Verbindung mit Alkohol. Das sind 3,3 Millionen Menschen, die jedes Jahr mit bedingt durch Alkohol versterben. Unfälle unter Alkoholeinfluss zählen in dieser Statistik genauso dazu wie das Versterben nach langjähriger Alkoholabhängigkeit. In Europa wird im weltweiten Vergleich am meisten Alkohol getrunken, sodass allein im europäischen Raum jährlich 74.000 Alkohol-assoziierte Todesfälle zu verzeichnen sind. Die niedrigsten Konsumraten liegen in der Süd-Ost-Asiatischen Region und der östlichen Mittelmeerregion vor.

Nicht jeder, der häufiger Alkohol trinkt, wird abhängig von der Droge. Die Entwicklung einer Suchterkrankung ist von vielen Faktoren abhängig, dazu zählen das stoffeigene Suchtpotential, die persönliche Anfälligkeit und die Menge des Konsums. Anpassungsvorgänge im Gehirn lassen Menschen eine Toleranz gegenüber Alkohol entwickeln, sodass ein “geübter Trinker” deutlich mehr verträgt als jemand, der nur selten Alkohol zu sich nimmt.
Zusätzlich gibt es weitere Risikofaktoren für die Suchtentwicklung: Männer sind anfälliger als Frauen und wenn es in der Familie bereits Alkoholiker gibt, ist man selbst gefährdeter. Menschen, die impulsiv oder risikofreudig sind, neigen eher zur Alkoholabhängigkeit.

Sozialer Stress, Probleme in der Familie oder traumatische Erinnerungen wie Missbrauch und Gewalterfahrungen sind weitere Risikofaktoren. Des Weiteren lassen sich in etwa der Hälfte der Fälle genetische Faktoren finden, die die Suchtentwicklung begünstigt haben.

Alkoholentzug-Symptome – darauf müssen Sie gefasst sein

Wenn sich der menschliche Körper an einen Giftstoff “gewöhnt” hat, braucht er ihn, um wie gewohnt zu funktionieren. Die Organschädigungen durch Alkohol schreiten dennoch weiter voran. Nimmt man dem Körper die Substanz teilweise oder vollständig weg, treten Entzugssymptome auf. Beim Alkoholentzug ist der Höhepunkt der Entzugssymptome etwa 48 Stunden nach Verringerung der Dosis beziehungsweise Alkoholabstinenz zu beobachten. Nach drei bis sieben Tagen sind die Symptome wieder abgeklungen.
Zu den Leitsymptomen gehören vegetative Symptome wie Bluthochdruck, Herzrasen, Schwitzen und Händezittern sowie psychische Symptome wie Konzentrationsstörungen, Unruhe und Ängstlichkeit. Zudem besteht eine erhöhte Suggestibilität, das bedeutet nichts anderes, als dass ein Alkoholiker im Entzug sehr “leicht beeinflusst” werden kann. Wenn Sie einem entziehenden Alkoholiker beispielsweise ein leeres Blatt Papier in die Hand drücken und ihn bitten, den Text darauf (der nicht existiert) vorzulesen, wird er tatsächlich beginnen, etwas vorzulesen. Oder der Patient greift nach Aufforderung nach einem nicht existenten Faden, ohne das Ganze zu hinterfragen. Das mag witzig klingen, zeigt aber nur, wie viel Schaden Alkohol im Gehirn eines Menschen anrichten kann.

Symptome des Alkoholentzugssyndroms:

– Bluthochdruck (Hypertonie)
Herzrasen (Tachykardie)
– Schwitzen
– Zittern (Tremor)
– psychische Symptome: Konzentrationsstörung, Unruhe, Ängstlichkeit, erhöhte Suggestibilität
– erhöhte Körpertemperatur (Hyperthermie)
– Schlafstörungen
– erhöhte Atemfrequenz (Tachypnoe)
– Sprechstörung (Dysarthrie)
– Koordinationsstörung (Ataxie)
– Stimmungsschwankungen (Affektlabilität): Depression, Reizbarkeit
– Magen-Darm-Störung: Durchfall, Übelkeit, Erbrechen
– Störungen der Konzentration der Blutsalze (Elektrolytstörungen)
Muskelkrämpfe
– Kopfschmerzen
– Rückenschmerzen
– Komplikationen: Halluzinationen, Krampfanfälle, Herzrhythmusstörungen, lebensgefährlicher Bluthochdruck (hypertensive Entgleisung), Muskelzerfall

Alkoholentzugsdelir – eine Komplikation des Alkoholentzugs

Bei einer starken Entzugssymptomatik sprechen Mediziner von einem Alkoholentzugsdelir. Das Alkoholentzugsdelir beginnt häufig mit einem Krampfanfall. Typisch sind optische Halluzinationen und eine Eintrübung des Bewusstseins. Betroffene sind orientierungslos und leiden an starken körperlichen Symptomen wie ausgeprägten Bluthochdruck und das Herz rast wie wild. Unbehandelt beträgt die Wahrscheinlichkeit, an einem Alkoholentzugsdelir zu versterben, rund 25 %! Überlebende leiden häufig ihr Leben lang an einer Wernicke-Enzephalopathie, einer Funktionsstörung des Gehirns mit einer gestörten Augenbewegung, Koordinations- und Bewegungsstörungen, Desorientiertheit und eingeschränkter Wachheit.

Aufgrund der Risiken sollte ein Alkoholentzugsdelir immer in einem Krankenhaus auf der Überwachungs- oder Intensivstation behandelt werden! Der Patient bedarf einer engmaschigen Überwachung und erhält Flüssigkeit, Blutsalze und Thiamin (Vitamin B1) über die Vene. Thiamin verhindert das Auftreten der Wernicke-Enzephalopathie. Krampfanfälle, Angstzustände, Bluthochdruck und Herzrasen können medikamentös behandelt werden.

Trotz der dramatischen Folgeerkrankungen, die Alkoholismus verursachen kann, suchen viel zu wenige Alkoholiker professionelle Hilfe für Ihren Entzug. Dies ist einer der Gründe, weshalb die Alkoholabhängigkeit meistens eine lebenslange Erkrankung bleibt. Zwischen 40 und 50 % der Patienten erreichen zumindest eine längerfristige Stabilisierung. Trotz allem lohnt es sich, den Kampf gegen den Alkohol zu beginnen! Alkoholentzug-Symptome lassen sich in ärztlicher Behandlung gut in den Griff bekommen und wenn Sie oder Ihre Angehörigen sich den Entzug nicht alleine zutrauen, gibt es stationäre und ambulante Hilfsangebote. Haben Sie Mut!

Quellen:

MIAMED Amboss Klinik Arzt-Modus (kostenpflichtiger Arzt-Zugang). Stichworte: Alkoholismus, Alkoholentzug Symptome, Alkoholentzugsdelir; zuletzt aufgerufen am 28.02.19

0 0 votes
Article Rating
Subscribe
Notify of
guest
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments

Weitere Beiträge zum Thema

Jeder hat Hämorrhoiden, aber nicht jedem bereiten sie Beschwerden.

Jeder hat Hämorrhoiden, aber niemand spricht darüber

Husten und Halsschmerzen

Coronavirus: Diese Schutz-Maßnahmen können Sie treffen

Kurzsichtigkeit: Wissenswertes über Myopie

Wichtig: Ab dem 6. Dezember stellen wir unseren Hausbesuchsservice ein. Bei offenen Fragen melden Sie sich bitte bei [email protected]. Bitte melden Sie sich in dringenden medizinischen Notfällen bei der 116117 oder bei der 112.
customer-support Vielen Dank

Wir haben Ihre Terminanfrage erhalten.
Wir rufen Sie umgehend zurück, um Ihren Termin zu bestätigen.

Bei weiteren Fragen erreichen Sie uns telefonisch unter

...

0
Would love your thoughts, please comment.x
()
x