Angina tonsillaris – eine häufige Erkrankung im Kindesalter
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Die Angina bei Kindern ist eine häufige Erkrankung der Rachenmandeln. Der vollständige korrekte Ausdruck lautet “Angina tonsillaris”. Die Entzündung der Gaumenmandeln (Tonsillitis) betrifft besonders häufig Kinder und junge Erwachsene und geht oft mit einer Rachenentzündung (Pharyngitis) einher. Die Leitsymptome der Angina bei Kindern sind Halsschmerzen und Schluckbeschwerden. Bei extremer Schwellung der Gaumenmandeln können Atemprobleme durch Verlegung der Atemwege entstehen.
Was ist eine Angina?
Der Begriff Angina kommt vom lateinischen “angere”, das übersetzt “verengen” bedeutet. In der Medizin wird die Vokabel für mehrere Erkrankungen verwendet, zum Beispiel in der Kardiologie für das Gefühl von Brustenge und in der Inneren Medizin beziehungsweise Gefäßchirurgie für ein verengtes Blutgefäß, das einen Teil des Darms versorgt.
Üblicherweise ist mit der “Angina” die Rachenenge bei einer Entzündung der Gaumenmandeln (Tonsillae palatinae) gemeint.
Die Beschwerden der Angina, die Kinder betrifft, können von Fall zu Fall sehr unterschiedlich ausfallen. Neben den Leitsymptomen Halsschmerzen und Schluckbeschwerden sowie zeitgleich Fieber und Kopfschmerzen beklagen Kinder oft Übelkeit bis zum Erbrechen und Bauchschmerzen. Eltern bemerken oftmals Mundgeruch ihres Kindes.
Wodurch entsteht eine Angina?
Die Angina kann durch Viren und Bakterien, sehr selten durch Pilze hervorgerufen werden. Allerdings ist nur in 50 bis 65 Prozent der Fälle der zuverlässige Nachweis des Erregers möglich.
Bei der Angina beim Kleinkind ist der Erreger RSV (Respiratorisches Syncytial-Virus) gefürchtet.
Ab einem Alter von drei Jahren bis zum Alter von 14 Jahren besteht der Altersgipfel für Infektionen mit beta-hämolysierenden Streptokokken der Lancefield-Gruppe A, sogenannte GAS. Meist kann bei der Streptokokken-Tonsillitis das Bakterium Streptococcus pyogenes identifiziert werden, das übrigens ebenfalls der Auslöser des Scharlachs, einer klassischen Kinderkrankheit, ist. Die Ansteckung erfolgt meist über eine Tröpfcheninfektion, wenn erkrankte Personen beispielsweise husten.
Erreger der Angina tonsillaris:
– Viren (70-95 % der Fälle):
– Rhinoviren,
– Coronaviren,
– Adenoviren,
– Influenza- und Parainfluenzaviren,
– Epstein-Barr-Virus (EBV),
– Enteroviren,
– Respiratorisches Syncytial-Virus (RSV),
– selten: Zytomegalievirus (CMV) oder Humanes Immundefizienzvirus (HIV)
Bakterien:
– Streptococcus pyogenes (15 bis 30 % bakterieller Tonsillitiden)
– andere Streptokokken-Arten,
– Pneumokokken,
– Fusobakterien,
– sehr selten: Haemophilus influenzae B, Corynebakterien, Yersinia pestis,
Yersinia enterocolica, Treponema pallidum, Mycoplasma pneumoniae,
Neisseria gonorrhoeae, Chlamydia pneumoniae, Chlamydia psitacci
Wie wird die Angina behandelt?
Wenn die Angina durch Viren ausgelöst wurde, gibt es keine Behandlung, die sich gegen die Ursache richtet. Natürlich ist die Behandlung der Symptome möglich und teilweise notwendig, um den betroffenen Kindern und Kleinkindern weiterhin das Essen und Trinken zu ermöglichen! Vor allem die Halsschmerzen halten Kinder davon ab, zu essen und zu trinken. Wenn die Kinder schon alt genug sind, um mit einer Lösung zu gurgeln, empfiehlt sich die Chlorhexidin-Gurgellösung, die für Kinder ab einem Alter von zwölf Jahren zugelassen ist. Kleinere Kinder sollten etwa eine halbe Stunde vor einer Mahlzeit eine Schmerztablette, zum Beispiel Ibuprofen oder Paracetamol in kindgerechter Dosis, bekommen. Nach einer halben Stunde sollte das Medikament wirken. Bitte geben Sie Kindern unter 14 Jahren niemals Aspirin oder andere Medikamente, die Acetylsalicylsäure enthalten! Aspirin kann bei Kindern ein sogenanntes Reye-Syndrom auslösen, bei dem es sich um eine Gehirn- und Leberfunktionsstörung handelt. Das Reye-Syndrom endet in der Hälfte der Fälle tödlich.
Unheimlich wichtig ist es, dass Betroffene genug trinken! Lindernd auf Halsschmerzen und Schluckbeschwerden wirkt sich Tee mit Honig aus. Der Honig regt die Bildung einer schützenden Schleimschicht im Rachen an und beinhaltet zusätzlich antibakterielle Wirkstoffe. Feuchte Halswickel, je nach Wunsch kalt oder warm, können ebenfalls zur Schmerzlinderung eingesetzt werden. Kalte Halswickel sind bei starken Schwellungen im Hals zu bevorzugen, da die Kälte das Gewebe zum Abschwellen bringt, wodurch Schlucken und Atmen erleichtert wird.
Das Medikament der ersten Wahl bei einer bakteriell bedingten Angina tonsillaris ist das Penicillin. Bei Penicillin-Allergie kommen Makrolid-Antibiotika wie Roxithromycin und Erythromycin oder Clindamycin zum Einsatz. Gelegentlich kann es vorkommen, dass eine virale Angina tonsillaris durch das Epstein-Barr-Virus mit einer bakteriellen Tonsillitis verwechselt wird. Die Gabe von bestimmten Penicillin-Antibiotika kann dann über Kreuzreaktionen zu einem heftigen Hautausschlag führen! Wichtig: Es handelt sich dabei NICHT um eine Penicillin-Allergie!
Müssen die Mandeln bei einer Angina chirurgisch entfernt werden?
Bei der Angina tonsillaris handelt es sich um eine meist virale, seltener bakterielle Entzündung der Gaumenmandeln. Die Behandlung ist bei der viralen Tonsillitis vor allem symptomorientiert, während bei der bakteriellen Angina tonsillaris durch Streptokokken die Gabe eines Antibiotikums anzuraten ist. Die Entscheidung zur operativen Mandelentfernung ist zurückhaltend zu treffen.
Quellen:
MIAMED Amboss Klinik Arzt-Modus (kostenpflichtiger Arzt-Zugang). Stichworte: Angina, Angina tonsillaris, Tonsillitis, Pharyngitis, Streptococcus pyogenes, Halsschmerzen, Reye-Syndrom; zuletzt aufgerufen am 07.02.19