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So erkennen Sie eine virale Mandelentzündung!

Die akute Angina tonsillaris, eine Entzündung der Gaumenmandeln, betrifft überwiegend Kinder ab dem Schulalter und junge Erwachsene. Die Leitsymptome sind Halsschmerzen und Schluckbeschwerden. Als Erreger der Angina tonsillaris kommen sowohl Viren als auch Bakterien und seltener Pilze in Betracht. Im Folgenden erfahren Sie mehr über die Angina, die viral bedingt ist!

Woran erkennt man an einer Angina, dass sie viral bedingt ist?

Die Angina wird viral wesentlich häufiger als bakteriell ausgelöst! Geschätzt sind Virus-Infektionen in 70 bis 95 % der Fälle die Ursache einer Mandelentzündung und tritt oft in Verbindung mit einer “Erkältung” und einer Entzündung der Rachenwand (Pharyngitis) auf. Im Rahmen der Erkältung treten Kopf- und Gliederschmerzen, Fieber, eine laufende Nase und tränende Augen auf.
Auf eine virale Angina tonsillaris kann sich eine bakterielle Besiedlung draufsetzen, weil das Gewebe vorgeschädigt ist. In diesem Fall spricht man von einer bakteriellen Superinfektion. Zudem unterscheiden sich die viral bedingten Mandelentzündungen in ihrer Schwere und in ihrem Verlauf voneinander.

Viren, die eine Angina auslösen können:

Rhinoviren
– Coronaviren
– Adenoviren
– Influenza-Viren (Grippeviren)
– Parainfluenza-Viren
– Epstein-Barr-Virus
– Enteroviren wie Coxsackie A
– Respiratorisches Syncytial-Virus
– selten Zytomegalie-Virus und HIV

Rhinoviren, Coronaviren und Adenoviren

Milde Verläufe einer Angina tonsillaris werden zum Beispiel von Rhinoviren und Coronaviren ausgelöst. Rhinoviren sind typische Erkältungserreger und es sind derzeit über 110 Serotypen beschrieben. Die Übertragung erfolgt über Tröpfchen- und Schmierinfektionen. Von den Coronaviren ist das SARS-Coronavirus wohl das bekannteste, da es zu schwersten Atemwegsinfektionen mit Lungeninsuffizienz führen kann. Als mögliches Reservoir der Erreger werden Fledermäuse diskutiert. Sofern keine Infektion mit dem SARS-Coronavirus vorliegt, verläuft die Angina tonsillaris eher leicht.

Dahingegen kann eine Angina durch Infektion mit Adenoviren durch ein eitriges Sekret auf den Mandeln imponieren. Von den Adenoviren sind derzeit mehr als 50 Serotypen bekannt. Außer Mandelentzündungen können sie auch Magen-Darm-Infekte und eine hochansteckende Form der Bindehautentzündung verursachen.

Influenza- und Parainfluenza-Viren

Ebenso können Influenza– und Parainfluenza-Viren zur Erkrankung an einer Angina führen. Gegen die Influenza wird jedes Jahr ein neuer Impfstoff entwickelt, der für Risiko-Patienten (Alter über 60 Jahre, Arbeit im medizinischen Bereich, Immunschwäche…) empfohlen wird. Parainfluenza-Viren lösen zwar keine echte Grippe aus, können jedoch neben der Angina tonsillaris auch einen Pseudokrupp (Laryngitis subglottica) auslösen! Der Pseudokrupp fällt durch bellenden Husten und Atemprobleme auf, die meistens plötzlich am Abend oder in der Nacht auftreten. Bei starker Schwellung besteht Erstickungsgefahr.

Epstein-Barr-Virus (EBV)

Das Epstein-Barr-Virus (EBV) gehört zu den humanen Herpesviren und trägt auch die Bezeichnung “Humanes-Herpes-Virus-4 (HHV4)”. Bei einer EBV-Tonsillitis reagiert häufig der ganze Körper mit: Zusätzlich zu den klassischen Beschwerden der Angina können die Leber und die Milz anschwellen und durch Spannung der Kapsel Schmerzen verursachen. In sehr seltenen Fällen kann die Milz so stark anschwellen, dass die Kapsel reißt und ein Milzriss entsteht, der operativ versorgt werden muss.

Die Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus kann sehr leicht mit einer bakteriellen Angina tonsillaris verwechselt werden, sodass es immer wieder einmal vorkommt, dass fälschlicherweise ein Antibiotikum verschrieben wird. Wenn es sich bei diesem Antibiotikum um ein Aminopenicillin handelt, kann ein starker Hautausschlag durch das Medikament ausgelöst werden. Wichtig zu wissen ist, dass es sich dabei nicht um eine Allergie handelt!

Enteroviren und Coxsackieviren, Respiratorisches Syncytial-Virus (RSV)

Enteroviren (“Darm-Viren”) werden durch fäkal-orale Schmierinfektion übertragen und haben daher ihren Namen erhalten. Im Rahmen der Aufnahme der Viren über Mund kann eine Angina entstehen. Zu den Enteroviren gehören die Coxsackie-Viren A und B, von denen Coxsackie A die Herpangina, auch als Zahorsky-Krankheit bezeichnet, auslösen kann. Im gesamten Rachenraum und auf den Mandeln tauchen kleine Bläschen auf, die genau wie Herpesbläschen aussehen, weshalb die Erkrankung den Namen “Herpangina” trägt. Vor allem die vorderen Gaumenbögen sind mit zahlreichen Bläschen besetzt.

Für das Respiratorische Syncytial-Virus (RSV) ist der Mensch der einzige Wirt. Das Virus ist sehr ansteckend und befällt zusätzlich zu den Mandeln vor allem bestimmte Oberflächenzellen der Atemwege. Vor allem kleine Kinder infizieren sich mit RSV.

Eine virale Angina kann abhängig vom auslösenden Virus sehr unterschiedlich verlaufen. Eine spezifische Therapie gibt es (abgesehen von der Grippe-Impfung gegen Influenza-Viren) nicht. Daher erfolgt die Behandlung in allen Fällen symptomatisch mit Schmerzmitteln und fiebersenkenden Medikamenten wie ASS, Ibuprofen oder Paracetamol. Zusätzlich können Lutschtabletten, Tees, feuchte Halswickel und Honig Linderung verschaffen. Bei ausgeprägter Luftnot sollte der Rettungsdienst gerufen werden und die Behandlung im Krankenhaus fortgesetzt werden.

Quellen:

MIAMED Amboss Klinik Arzt-Modus (kostenpflichtiger Arzt-Zugang). Stichworte: Angina tonsillaris, Rhinovirus, Coronavirus, Adenovirus, Influenza, Parainfluenza-Virus, Epstein-Barr-Virus, Enteroviren, Coxsackieviren, Respiratorisches Syncytial-Virus; zuletzt aufgerufen am 22.02.19

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