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Schwindel und seine möglichen Ursachen

Bild: Shutterstock.com/Bojan Milinkov

Um verstehen zu können, warum Schwindel etliche Ursachen haben kann, ist es nützlich, eine grobe Idee bezüglich der Funktion des Gleichgewichtsorgans zu haben. Die Informationen des Gleichgewichtsorgans werden im Gehirn mit anderen Sinneseindrücken verrechnet und bei Ungereimtheiten tritt quasi als “Fehlermeldung” Schwindel auf. Hier erfahren Sie mehr darüber!
Das Gleichgewichtsorgan, sein Aufbau und seine Funktionsweise

Das Gleichgewichtsorgan wird von Medizinern “Vestibularorgan” oder “vestibuläres System” genannt. Zusammen mit der Gehörschnecke (Cochlea) bildet das Gleichgewichtsorgan das Innenohr, das sich in der Pars petrosa ossis temporalis, einem Teil des Schläfenknochens, befindet. Vereinfacht wird dieser Knochenteil des Schläfenbeins als Felsenbein bezeichnet.

Der Vestibularapparat besteht auf fünf Strukturen: drei rechtwinklig zueinander angeordneten Bogengängen und den beiden Makulaorganen Sacculus und Utriculus. In diesen fünf Strukturen befindet sich eine Flüssigkeit, die Endolymphe genannt und von spezialisierten Oberflächenzellen im Innenohr produziert wird. Da sie viel Kalium und wenig Natrium enthält, ähnelt sie der Flüssigkeit im Inneren der Körperzellen. Der Endolymphe wird die Perilymphe entgegengestellt, die von ihrer Zusammensetzung dem Hirnwasser ähnelt. Die unterschiedliche Konzentration der Salze Kalium und Natrium erzeugt ein elektrisches Potenzial von 80 bis 90 mV.

In den Gängen des Vestibularapparates befinden sich feinste Sinneshärchen. Diese Haarzellen ragen in Gallertkegel. Im Sacculus und Utriculus enthält diese gallertige Membran kleine Steinchen, sogenannte Otolithen. Die Trägheit der Masse hält die Endolymphe bei Dreh- und Linearbeschleunigungen zurück, was zum Abknicken der Haarzellen führt. Bei einer Neigung des Kopfes verschiebt die Schwerkraft die mit Otolithen besetzte Gallertmembran. Diese Veränderungen übersetzt das vestibuläre System in elektrische Signale, die über den Nervus vestibularis (Vestibular-Nerv) an das Gehirn weitergeleitet werden.

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Bestandteile des vestibulären Systems:

– 3 Bogengänge mit Haarzellen, die in einen Gallertkegel ragen
– 2 Makulaorgane (Sacculus und Utriculus) mit Haarzellen, die in die Otolithen-Membran reichen
– Endolymphe und Perilymphe, die ein elektrisches Potenzial aufbauen
– Vestibular-Nerv mit vier Kerngebieten

Störungen des Gleichgewichtsorgans und des Vestibular-Nervs

Am häufigsten verursachen hier die Otolithen und die Flüssigkeiten im Vestibularapparat Störungen, die für Schwindel Ursachen darstellen können. Ein Otolith kann sich von der Gallertmembran lösen und Störsignale verursachen, wenn er durch die Endolymphe schwimmt und Haarzellen zum Umknicken bringt. Wenn sich zu viel Flüssigkeit im vestibulären System befindet, können feine Membranen einreißen und die Vermischung von Endo- und Perilymphe ermöglichen. Durch diese Vermischung ändert sich das elektrische Potenzial und es werden elektrische Signale an das Gehirn weitergeleitet, die sich nicht auf Bewegungen oder Lageänderungen zurückführen lassen. Diese falsche Information löst Schwindel aus.

Die Haarzellen leiten ihre elektrischen Signale über den Vestibular-Nerven an das Gehirn. Dieser Nerv hat vier Kerngebiete, die unterschiedliche Aufgaben wie die Orientierung im Raum, die Steuerung der Blickrichtung, die Körperhaltung und -bewegung sowie vegetative Funktionen übernehmen. Aufgrund der vegetativen Funktionen geht Schwindel so oft mit Übelkeit und Erbrechen einher! Für eine ungestörte Funktion müssen alle Kerngebiete, die Verschaltungen des Nervs und der Nerv an sich intakt sein.

Die Hülle des Nervens kann durch ungesteuerte Wucherungen dicker werden und auf die Nervenfasern drücken. Dadurch entstehen Fehlsignale, die zu Schwindel, Ohrgeräuschen (Tinnitus) und Hörminderungen führen. Eine solche Wucherung der Hüllzellen wird als Akustikusneurinom oder Vestibularisschwannom bezeichnet. Je nach Größe der Wucherung kann eine radiochirurgische oder mikrochirurgische Resektion erfolgen. Zu den Operationsrisiken gehören Ertaubung, einseitige Gesichtslähmung und langanhaltende Gleichgewichtsstörungen.

Störungen der Verrechnung im Gehirn

Das Gehirn erhält eine gigantische Menge an Informationen. Für die Verarbeitung verbraucht es etwa 20 % des täglichen Energiebedarfs und eine großzügige Durchblutung. Die genaue Arbeitsweise des neuronalen Netzwerkes ist bis heute nicht abschließend verstanden. Allerdings sind diese Hochleistungsprozesse störanfällig: Medikamente, Alkohol, Drogen und Minderdurchblutung (woraus ein Mangel an Sauerstoff und Nährstoffen der abhängigen Zellen entsteht) können das Gehirn in seinen Berechnungen stören. Zu störenden Medikamenten zählen vor allem Antikrampfmittel, Antidepressiva, Parkinson-Medikamente, Antipsychotika sowie Beruhigungs- und Schlafmittel wie Benzodiazepine. Benzodiazepine ähneln in ihrer Störfunktion dem Alkohol. Hinzu kommen psychische Einflüsse, die bei Angst zu Schwindelgefühlen führen. Klassiker sind der Schwindel bei Höhenangst oder der phobische Schwankschwindel, der häufig ältere Menschen in angstbesetzten Situationen befällt.

Des Weiteren ist das Gehirn darauf angewiesen, dass die Informationen des Sehsinnes zu denen des Gleichgewichts- und Lagesinnes passen. Daher kommt es bei Schiffsreisen oder Autofahrten ebenso wie bei 3D-Simulationen zu Schwindel, Übelkeit und Erbrechen. Bei Reisen erhält das Gehirn über die Augen die Informationen, dass sich nichts bewegen würde (außer bei Fixierung des Horizonts), während der Vestibularapparat das Gegenteil meldet. Bei 3D-Simulationen ist es genau anders herum: Die Augen melden Bewegung, während das Gleichgewichtsorgan angibt, dass der Körper seine Position nicht verändert.

Schwindel und seine Ursachen sind ein hochkomplexes Phänomen. Da so viele Informationen zusammenfließen, können Erkrankungen des Vestibularapparates ebenso wie Sehstörungen, Medikamente und Drogen sowie psychische Komponenten Schwindel-Ursachen darstellen. Häufig lässt sich die Ursache des Schwindels anhand von Begleitsymptomen und auslösenden Situationen näher eingrenzen.

Quellen:

MIAMED Amboss Klinik Arzt-Modus (kostenpflichtiger Arzt-Zugang). Stichworte: Schwindel, Akustikusneurinom, Kinetosen, vestibuläres System; zuletzt aufgerufen am 19.02.19

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